Die Pfütze

Ein junges Mädchen saß im Wald,

es wollte Blumen pflücken.

Doch eine Bank, sehr bunt bemalt,

erregte sein Entzücken.

 

Dabei war's nicht der junge Mann,

dem Zuneigung gebührte,

der auf der Bank recht filigran

Entspannung praktizierte.

 

Ein kleines, graues Mäuschen schlief

auf einem großen, grauen Stein

neben der Bank, ganz fest und tief

und glaubte wohl, allein zu sein.

 

Das Mädchen trat fünf Schritte dichter

an den großen, grauen Stein,

weil dort eine bess're Sicht war

auf die Maus, die war ja klein.

 

Als diese urplötzlich erwachte,

sprang sie blitzschnell auf die Bank.

Das Mädchen lachte laut und dachte,

dass es plötzlich hier so stank.

 

Das Mäuschen konnte es vor Schreck

wohl nicht mehr unterdrücken,

sodass ein kleiner, gelber Fleck

begann, ihm zu entrücken.

 

Es war schon spät, schon fast sechs Uhr.

Das Mädchen ging nach Hause.

Die Maus lief fort in die Natur.

Sie rannte ohne Pause.

 

Der junge Mann schlief ungestört;

ein Buch diente als Stütze.

Als er erwachte, ganz empört,

war neben ihm 'ne Pfütze.

 

 

                                         Judith Leja 

                                            Oktober 2012