Ein kleines bisschen Menschlichkeit

 

Am Anfang sind wir alle gleich,

denn nackt wird man zur Welt gebracht.

Doch später wird der Eine reich,

was einen Ander'n ärmer macht.

Die einen Menschen sind im Licht,

doch die im Dunkeln sieht man nicht.*

 

Der Mensch besitzt das gute Recht

– und das gilt ausnahmslos für jeden,

egal ist Farbe und Geschlecht –

ganz frei und selbstbestimmt zu leben.

Der Würde Unantastbarkeit

hat äußerste Bedeutsamkeit.

 

Und wenn ein Mensch sein Land verlässt,

weil er sich dort nicht sicher schätzt,

steht dann nicht unbestreitbar fest,

dass man ihn nicht auch noch verletzt;

dass niemand ihm den Weg versperrt?

Denn weil er Mensch ist, hat er Wert.

 

Und wenn ein Mensch am Boden liegt,

gibt man ihm doch nicht auch noch Tritte.

Was zeitweilig am meisten wiegt,

ist Empathie und Takt und Sitte.

Und steht ein Mensch noch auf den Beinen,

wirft man auch dann niemals mit Steinen.

 

Ein Mensch zu sein ist manchmal schwer

und so ist jeder mal in Not.

Da braucht man and're umso mehr,

wenn einem grad' der Absturz droht.

Der And're nimmt sich mal zurück

und hilft dem Einen dann ein Stück.

 

Denn dafür nimmt man sich die Zeit.

Ich sag' es mal in einem Satz:

Ein kleines bisschen Menschlichkeit

ist niemals fehl am Platz.

 

 

                                              Judith Leja

                                               September 2015

 

 

 

*weil Diebstahl geistigen Eigentums und so:

 

"Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht."
- Bertolt Brecht, Dreigroschenoper