In einer Zeit wie dieser jetzt
tut mir das Denken nur noch weh.
Ich bin so wütend und verletzt
bei all der Kälte, die ich seh'.
Die Nachrichten zersplittern mich,
ich kann den Scheiß nicht ignorieren.
Die Welt erzittert innerlich;
kann mich davon nicht isolieren.
Die staatlich festgelegte Norm
ist der bewaffnete Rassist.
Man stecke ihn in Uniform
und nenne ihn dann "Polizist".
Die Hände stets zur Faust geballt
und nichts geht ohne Tränengas.
Für Macht und Polizeigewalt
gab es noch nie ein rechtes Maß.
Und die, die friedlich demonstrieren,
weiterkämpfen, Hoffnung tragen,
die sich solidarisieren,
werden grob hinweggeschlagen.
Kannst du atmen zwischen diesen
seelenlosen Egoisten?
Zwischen diesen miesen, fiesen
machtvergifteten Faschisten?
Und an der Spitze dieser Mann –
kein Herz, kein Hirn und kein Verstand.
Ich frag' mich, ob der lesen kann!?
Er hält die Bibel in der Hand.
Darüber könnte man fast lachen,
wenn's nicht so furchtbar tragisch wär'.
Wieso lässt man ihn all das machen?
Mir fällt das Lachen wirklich schwer.
Es bleibt sofort im Halse stecken
und schnürt mir meine Kehle zu.
Ich kann nicht atmen mit dem Schrecken.
Find' keinen Schlaf, find' keine Ruh'.
Wie könnt' ich jemals meinem Kind,
das ich mal habe, nur erklär'n,
dass nach der Zeit, die wir schon sind,
wir nie aus der Geschichte lern'?
Ich schäm' mich fast, ein Mensch zu sein
und ich bekomme keine Luft
bei all dem Übel, all dem Schein,
weil heiße Luft so schnell verpufft.
Ich kann nicht atmen, kann nur weinen,
will nicht denken ohne Mut,
kann nicht sprechen, will nur schreien.
Ich kann nicht atmen mit der Wut.
Judith Leja
04.06.2020