Kein Abschied

 

Nichts könnte lauter sein in mir

als das, was Menschen hinterlassen.

Selbst wenn ich die Person verlier'

und ihre Züge längst verblassen,

so kann ich noch die Stimme hören,

die diese Worte zu mir spricht,

die meine inn're Ruhe stören,

denn weghör'n kann ich einfach nicht.

 

Die Worte sind dafür zu laut,

zu wahr und zu bedeutungsschwer,

die Stimme ist mir zu vertraut,

als dass es für mich nichtig wär'.

Denn es bedeutet mir so viel,

was du mal dachtest, wer ich bin.

Und jetzt fehlt mir zu meinem Ziel

das Wissen wie/ der Weg dahin.

 

Dem Anschein nach war es dein Wille,

für mich jedoch die größte Last:

die gottverdammte nackte Stille,

die du nicht mehr gebrochen hast.

Ich hatte wohl zu viel gesagt,

zu viel gefühlt, zu viel gedacht,

zu viele Dinge nachgefragt,

zu wenig wiedergutgemacht.

 

Egal, was sein wird, was mal war,

was niemals je gewesen ist:

Du bleibst mir in der Ferne nah,

weil du ein Stück des Lebens bist.

Ich hab' dich keineswegs vergessen,

nur merkt man's mir nicht immer an.

Doch deine Spur'n sind Teile dessen,

was niemand je verwischen kann.

 

 

                                            Judith Leja

                                           Februar 2016