Unter all den schweren Dingen,
mit denen wir alltäglich ringen,
waltet eine Meisterschaft,
die uns extrem zu schaffen macht.
Der Menschheit größte Schwierigkeit
führt oftmals zu Zerrissenheit:
Beziehungen in aller Art,
von Mensch zu Mensch, in Wort und Tat.
Man kann sie gar nicht definieren,
sie können dies und das kodieren:
unzählige Bekanntschaftsgrade,
mal sind sie frisch, mal alt und fade.
Geprägt von Misstrauen, Zwang und Neid,
Zuneigung, Verbundenheit.
Vor allem sind sie wandelbar,
flexibel und verhandelbar.
Ist ein neuer Mensch in Sicht,
sucht man nach dem Gleichgewicht
zwischen Nähe und Distanz,
Toleranz und Akzeptanz,
zwischen Vorsicht und Vertrauen.
Oft muss das Eis erst langsam tauen.
Ein andres Mal stimmt die Chemie,
stillschweigend fühlt man Sympathie,
als ob man sich schon ewig kennt,
bevor man sich beim Namen nennt.
Es heißt, der erste Eindruck zählt,
doch weil er oft das Ziel verfehlt,
kann er uns leicht manipulieren
und Bilder in uns generieren,
die uns in die Irre führen
und dem Menschen nicht gebühren.
Vermeintliche Intuition
ist manches Mal nur Illusion.
Drum schaut man möglichst zu Beginn
auch noch beim zweiten Blick gut hin.
Ein wahrer Freund in schlechten Zeiten
zählt zu den größten Kostbarkeiten.
Er ist der, der unverzagt
dir ehrlich seine Meinung sagt.
Der aus Solidarität,
was auch komme, zu dir steht.
Bisweilen ist er unsichtbar,
doch er ist trotzdem immer da.
Manchmal sagt man schlimme Sachen,
die plötzlich alles schwierig machen,
bei denen man sich danach sehnt,
man hätt‘ sie gar nicht erst erwähnt.
Manchmal gibt‘s dann kein Zurück
und man entfernt sich Stück für Stück.
Zu stolz, um Fehler zu gestehen
und um drüber hinwegzusehen.
Wenn die Gespräche nichts mehr taugen,
verliert man sich schnell aus den Augen.
Und kaum sieht man woanders hin,
verliert man sich auch aus dem Sinn.
Wenn man dann so weiterzieht
und sich zufällig wiedersieht,
ist es schon viel zu lange her;
man bedeutet sich nichts mehr.
Weil jeder Mensch einmalig ist,
wär’s schöner, wenn man nicht vergisst:
Verzeihen ist das A und O.
Dann wird das Herz auch wieder froh.
Und dann gibt’s die besond‘re Sorte:
die echte Liebe ohne Worte,
die zu dir hält in Freud‘ und Leid
und dich von jeder Angst befreit,
die deine Art nicht hinterfragt
und sich nicht über dich beklagt,
die mit dir lacht und weint und grübelt,
dir nichts auf lange Sicht verübelt,
dir jede Missetat vergibt
und dich danach nicht minder liebt,
die, wenn man sie erstmal findet,
nicht mehr so schnell schrumpft und schwindet.
Liebe ist, was uns verbindet.
Die Menschen, welche uns umgeben,
sind das Wertvollste im Leben.
Denn eines ist für mich gewiss:
Der Lichtschein in der Finsternis,
die Natur in ihrer Pracht,
die schönste sternenklare Nacht,
und alles Geld der Welt … ist Mist,
wenn man damit alleine ist.
Judith Leja
Januar 2015