Das Tier der Mensch

Der Mensch ist ein sehr kluges Tier,

gilt als der Schöpfung Krone.

Er hält sich für den Klügsten hier

und hockt stolz auf dem Throne.

 

Er kann fast alle imitieren:

Er schreit wie eine Möwe,

kann wie ein Kuckuck intrigieren

und brüllen wie ein Löwe.

 

Er gibt sich oft wie eine Katz':

gerissen, doch charmant.

Auch er beharrt auf seinem Platz,

doch minder elegant.

 

Bunt wie ein Papagei ist er

an fröhlich schönen Tagen.

Und rabenschwarz, gedankenleer,

wenn ihn Trübsale plagen.

 

Auch Menschen können ab und zu

so treu sein wie ein Hund.

Gelegentlich wird "Ich" und "Du"

zu "Wir" im Lebensbund.

 

Nicht selten zeigen sich sodann

des Menschen wahre Züge.

Bekanntlich neigt er dann und wann

zur Heuchelei und Lüge.

  

Der Mensch ist sicher ohne Frage

von tierischer Natur.

Doch er ist auch die größte Plage

und stärkste Kreatur.

 

Zwar kann er lesen, lieben, lachen,

und nett sein kann er auch,

vor allem aber lässt er's krachen

bei seinem Machtmissbrauch.

 

Sein Machtspielzeug ist der Planet,

der schon so arm aussieht.

Der Mensch ist ein Riesenmagnet,

der alles an sich zieht.

 

Er ist in seiner Lebensart

vollkommen ohnegleichen.

Brutal und skrupellos, knallhart,

so geht er über Leichen.

 

Wie Tiere können Menschen gieren,

sich fortpflanzen wie Hasen,

doch nie würd' ein Tier intendieren,

ein andres zu vergasen.

 

Woher hat er die Arroganz?

Die Selbstsucht und den Spott?

Die Eitelkeit und Ignoranz?

Das kommt doch nicht von Gott.

 

 

                                    Judith Leja

                                       April 2013