Depression

 

Ich lauf‘ den kalten Flur entlang,

seh‘ keine Fenster, keine Türen.

Es ist ein tristes Unterfang‘,

ich kann nichts greifen, nichts berühren.

 

Ich stecke fest in meinem Kopf

und nichts ist jemals, wie es scheint.

Ich fühl‘ mich wie ein armer Tropf

der außen lacht und innen weint.

 

Ich frag‘ mich instinktiv warum

ich hier nur so alleine bin.

Verzweifelt blicke ich mich um.

Wo sind nur all die andern hin?

 

Ich hab‘ die Abzweigung verpasst,

den falschen Weg wohl eingeschlagen.

Jetzt muss ich die gesamte Last

auf meinen schwachen Schultern tragen.

 

Und während meine Wunde nässt,

sich meine Lider sachte schließen,

stecke ich immer noch hier fest,

kann keine Träne mehr vergießen.

 

Ist jemand glücklich, weil er lacht?

Ist jemand traurig, weil er weint?

Ist jemand froh, der Späße macht?

Ist jemals etwas, wie es scheint?

 

Egal, wohin mein Herz mich zieht,

ich komme niemals bei mir an,

denn überall, wohin es flieht,

zieht nichts mehr mich in seinen Bann.

 

Ich kroch den kahlen Flur daher,

ich sah‘ kein Ende und kein Ziel

und meine Beine wurden schwer

konnt‘ nicht mehr aufsteh’n, als ich fiel.

 

So blieb ich liegen, ganz allein,

und die Gedanken wurden leer.

Ich wollt‘ so gern woanders sein,

doch irgendwie auch gar nichts mehr.

 

Ich bin es leid und fange an,

das Schweigen heut‘ und hier zu brechen.

Ich nehm‘ all meinen Mut zusamm‘,

doch kann ich leider nichts versprechen.

 

Ich will nur frei und wild sein dürfen,

mich nicht in jedes Muster zwäng‘,

beim Spielen mir die Knie schürfen,

doch diese Flure sind zu eng.

 

Ich suche diesen einen Knopf,

der endlich mich mit mir vereint.

Ich stecke fest in meinem Kopf

und nichts ist jemals, wie es scheint.

 

 

                                           Judith Leja

                                             Mai 2018